Im
Krankenhaus angekommen, werde ich unsanft aus meinem Dämmerzustand
gerissen.
Nachdem
man mich mit ziemlichen Trara vom der Rettungsliege auf ein Bett in
der Notaufnahme verfrachtet hat, beginnen die Ärzte ihrerseits das
Ausmaß der Schäden zu eruieren, eine Prozedur die sich anscheinend
einige Stunden hinzieht und von mir nur teilweise bei Bewusstsein
verfolgt werden kann.
Es
ist wohl eine ganze Menge kaputt, ständig werde ich in irgendwelche
Röhren und Apparate geschoben, eine unglaubliche Menge an Ärzten
begucken mich, zerren an mir rum und tasten mich ab.
Mir
macht mein Rücken, der furchtbar weh tut und mein linkes Knie am
meisten Sorgen.
Die
Ärzte haben da wohl andere Prioritäten, sie fragen ständig nach
meinem Hals.
Was
soll ich sagen, mein Mund ist voller Blut, das Schlucken fällt mir
total schwer, ich fühle meine abgebrochenen Zähne und das Sprechen
geht auch nur so semi, aber ansonsten, atmen ist kein Problem.
Aber
es hilft nichts.
Ein
Endoskop wird mir in den Hals geschoben.
Fühlte
sich meine Kehle vorher doof an, wäre ich jetzt am liebsten von der Liege
gesprungen.
Ergebnis,
mein Zungenbein ist gebrochen.
Ich
bin überrascht, in Krimis ist man danach immer ziemlich tot und
erwürgt, ich habe aber wohl diese Verletzung dem Kinnriemen meines
Helms zu verdanken.
Aber
schlimmer noch, die Luftröhre ist verletzt und es befindet sich Luft
im Hals wo keine Luft sein sollte.
Sie
wollen mich vom Krankenhaus Boberg nach St. Georg verlegen –
anscheinend gibt es hier keine Intensiv HNO Abteilung.
Vorher
werde ich aber noch hübsch zusammengeflickt.
Meine
Lippe wird genäht, das Kinn und das Knie auch – der Abwechslung
halber von jeweils einem anderen Arzt.
Das
gröbste Blut wird mir aus dem Gesicht gewaschen, sickert aber von wo
auch immer (Mund, Nase, Kinn, Lippe, Stirn?) immer wieder nach.
Nur
um meine armen Zähne kümmert sich niemand . . .
Jetzt
informiert mich auch ein Arzt über die Summe meiner Defekte.
Grob
Zusammengefasst von oben nach unten:
-
Gehirn, abgesehen von einer retrograden Amnesie, wohl ganz ok
-
Schädel nicht gebrochen
-
Platzwunde an der Schläfe
-
4 abgebrochene Vorderzähne
- Unterlippe komplett eingerissen
-
Platzwunde am Kinn
-
Zweiter und dritter Brustwirbel gebrochen, die Vorderkanten sind abgesplittert und die Dornfortsätze abgebrochen
-
Knie geprellt, mit zwei tiefen Rissen (aber zum Glück nichts kaputt!)
Das
ist die vorläufige Bilanz. Später sollte sich da noch so einiges
dazugesellen . . .
Mein
armer Mann, der seit Stunden in der Notaufnahme auf irgendwelche
Nachrichten wartet, wird für ungefähr 2 Minuten zu mir gelassen.
Kurz informiert das ich wohl trotz meines desolaten Aussehens wieder auf die Beine (wortwörtlich) komme und gleich wieder raus geschoben, mit der Eröffnung, er könne mir ja nach St. Georg hinterherfahren.
Kurz informiert das ich wohl trotz meines desolaten Aussehens wieder auf die Beine (wortwörtlich) komme und gleich wieder raus geschoben, mit der Eröffnung, er könne mir ja nach St. Georg hinterherfahren.
Da
kommt auch schon mein „Taxi“ in Richtung St. Georg, wieder rauf
auf die Trage, rein in den Rettungswagen und los.
Ich
werde allmählich müde, es ist inzwischen fast 8 Uhr Abends, ich bin
sozusagen seit ungefähr 4 – 5 Stunden im Ausnahmezustand, mir tut
alles weh und ich bin erstaunlicherweise furchtbar hungrig.
Die
Fahrt im Rettungswagen ist ja noch ganz angenehm, aber in St. Georg
angekommen beginnt die gesamte Untersuchung - und Aufnahmeprozedur
von vorn.
Ich
hätte die Liste meiner Verletzungen herbeten können und ein
Arztbericht war bestimmt auch dabei, aber all mein Protestieren hilft
nichts, bis zum Röntgen und Scannen meiner diversen Körperpartien
wird alles wiederholt.
Leider
sieht man auf den neuen MRT´s, dass zusätzlich der 10. und 12.
Brustwirbel eine Deckplattenfraktur hat. Jetzt steht auf einmal
sogar eine OP im Raum.
Die
Krönung aber ist das erneute Endoskopieren meiner Luftröhre. Jetzt
habe ich endgültig den Hals (Achtung, Wortspiel!) voll.
Um
kurz vor neun liege ich dann endlich zwischen piepsenden Geräten in
einem Intensivbett und hoffe auf einen erneuten Besuch von Jan und
vor allem etwas zu essen.
Natürlich
bin ich jetzt auf einmal hellwach, die Minuten schleichen dahin, ich
kann mich nicht bewegen, habe nichts um mich abzulenken außer dem
Blick auf andere bewusstlose Patienten.
Das
Personal ist mit mir etwas überfordert.
Man ist hier nicht auf
Patienten eingerichtet die reden, Hunger haben und alleine auf die
Toilette wollen.
Es
gibt tatsächlich keine Patiententoilette!
Schließlich
treibt eine mitleidige Schwester eine Mikrowellentomatensuppe, ein
paar Scheiben ungetoastetes Toastbrot sowie einen Joghurt aus dem
Schwesternzimmer auf und Jan darf trotz der vorgerückten Stunde kurz
hereinschauen.
Viel
besser!
Selfie am gleichen Abend. Das ist ungefähr der dritte Versuch so etwas wie ein Lächeln zustande zu bekommen. Dabei geht es mir dank einer ordentlichen Portion Morphium eigentlich ganz gut |
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