Wie ich darauf komme?
Dieses Wochenende waren die Deutschen Halbmarathon Meisterschaften in Hannover.
Da ich dieses Jahr mein gesamtes Training auf die Triathlonwettkämpfe ausrichte, habe ich bewusst keine wichtigen Laufwettkämpfe geplant.
Im Gegenteil - da ich mich unbedingt im Schwimmen und Radfahren steigern möchte, habe ich schweren Herzens mein Lauftraingspensum reduziert.
Also kein Frühjahrsmarathon, kein reines Lauftrainingslager, weniger GA1 Kilometer und um ca 4 - 6 Wochen verschobene Intensitätseinheiten.
Dazu kamen 2 Unterbrechungen durch Infekte und ich war Anfang März auf dem Weg ins Trainingslager nach Lanzarote gefühlt so "unfit" wie noch nie zu dieser Jahreszeit.
Das war soweit geplant und auch in Ordnung, liegt mein Saisonhöhepunkt dieses Jahr doch Ende Juni bzw. Mitte Juli - was soll ich da mit einer Topform Anfang April?
Allerdings kommt es erstens immer anders und zweitens als man denkt.
Überraschenderweise haben wir in meinem Laufverein doch noch eine Altersklassenmannschaft für die Deutsche Meisterschaft zusammen bekommen und meine Läuferseele konnte einfach nicht widerstehen.
Ein Halbmarathon benötigt natürlich nicht im entferntesten soviel Regenerationszeit wie ein Marathon, stört das Training also nicht für Wochen.
Der Termin am 09. April passte auch, also warum nicht.
Ok, Höchstleistungen habe ich nicht von mir erwartet, aber eine Mannschaft ist immer die Summe ihrer Teile und auf eine Einzelmedaille wie Bronze bei den Meisterschaften 2015 in Husum spekulierte ich bei diesem doch viel größerem Teilnehmerfeld ohnehin nicht.
Trotzdem, ein reiner Trainingslauf sollte es natürlich nicht werden, ein Kompromiss musste also her.
Dazu gehörte ein deutlich anspruchsvolleres Lauftraining auf Lanzarote als eigentlich geplant.
Natürlich ohne das Radtraining zu "behindern". Für das Radtraining waren wir schließlich da!
Hier zahlte sich gefühlt jede Trainingsfahrt im Winter bei Regen, Kälte und Schnee auf dem Rad aus.
So kam ich schon ziemlich gut vorbereitet an, konnte das Radtraining wie geplant (und sogar etwas darüber hinaus) durchziehen und hatte noch genug Kraft fürs Laufen.
Aber hart war es schon.
Über die zwei Wochen zusätzlich zu den Radeinheiten (und ein bisschen Schwimmen) noch 200 Kilometer Laufen war kein Ponyhof.
Im Gegenteil, nicht nur dass das Wetter tagelang ungeahnte (und ungewünschte) Höchstwerte im Temperatur - und Windbereich erreichte, nein es war auch nicht gerade idyllisch und schon gar nicht flach.
Wer schon einmal 30 Kilometer mit knapp 600 Höhenmetern bei 28 Grad im Schatten (leider ohne Schatten) entlang diverser Schnellstraßen gelaufen ist, weiß was ich meine.
Schön ist anders!
Die Intervalle liefen wir dann auf der Promenade, möglichst noch vor sieben Uhr wegen der Hitze (und den Engländern, den Hunden und sonstiger Hindernisse 😎 )
Aber selbst hier war es dermaßen wellig das auf 10 Kilometer fast 150 Höhenmeter kamen.
Das ich trotzdem die Pacevorgaben schaffte und sogar zum Teil toppte, überraschte mich schon - besonders in der zweiten Woche legte ich richtig zu, übernommen hatte ich mich also nicht.
Zurück in Hamburg erstmal eine Regenerationswoche, dann hatte ich im Grunde nur eine Woche um nochmal reinzuhauen um mich dann zumindest beim Laufen vor dem Wettkampf etwas zu Erholen.
Mein Ziel für den Lauf war vor allem ein mentales.
Ich wollte die geplante Pace möglichst lange konstant durchhalten.
Klingt einfach, bereitet mir aber auch nach Jahren irgendwie immer wieder ungeahnte Schwierigkeiten.
Denn das bedeutet bei mir am Anfang BREMSEN und am Ende HALTEN!
Dabei kam mir die Pace, auf die mein Trainingsplan ausgerichtet war (der ja wiederum auf vergangenen Wettkämpfen und Leistungen beruhte), ohnehin schon sehr schnell vor.
Aber immerhin absolvierte ich ja nebenbei auch noch ein paar klitzekleine zusätzliche Trainings auf dem Rad und im Wasser.
Nun gut, ich hatte getan was ich konnte (und wollte), der Rest lag dann in meiner Tagesform und den sonstigen Bedingungen . . .
Wie es dann im Einzelnen lief könnt ihr HIER genauer nachlesen.
Im Endeffekt bin ich nicht nur Deutsche Vizemeisterin in meiner Altersklasse mit unserer Mannschaft geworden, sondern konnte mir auch persönlich die Silbermedaille sichern. Meine Bestleistung von 2015 habe ich um ganze 55 Sekunden unterboten!
Das trotz des rudimentären Trainings und der großen Trainingsgesamtbelastung.
Und ich bin nicht die Einzige - eine andere Athletin aus meinem Verein, die sogar direkt aus dem Triathlontrainingslager kam, hat ebenfalls deutlich ihre Bestzeit geknackt.
Ähnliches hörte ich auch vorher schon öfter.
Deshalb meine Frage vom Anfang - macht einen das Trathlontraining tatsächlich als Läufer schneller?
Ich würde sagen Ja - Nein - Vielleicht 😁
- Ja, das viele Radfahren unterstützt sicher nochmal den Fettstoffwechsel.
- Schwimmen lockert und regeneriert die durch das Laufen strapazierte Muskulatur.
- Die Gewichtsreduktion, von der eben besonders das Laufen profitiert, fällt einfach leichter.
- Das verstärkte Muskeltraining sorgt für mehr Körperstabilität und dadurch für eine bessere Laufeffizienz und verringert die Überlastungserscheinungen.
Aber macht einen das alles wirklich SCHNELLER?
Dagegen spricht nämlich auch so einiges:
- So war mein Fettstoffwechsel durch mein durchschnittliches Pensum von 150
Laufkilometer die Woche und ganzjährigen langen Läufen schon immer ausgezeichnet.
- Die durch das Radfahren und Schwimmen "lauffremde" Muskulatur muss während des
Laufens "mitgeschleppt" und "ernährt" werden.
- Durch die zusätzlich benötigte Regeneration nach anstrengenden Rad oder
Schwimmtrainings kann man nicht so viele intensive Laufeinheiten absolvieren wie
zumindest ich es gewohnt bin.
Aber woher kommen dann die nicht nur bei mir häufigen neuen Bestleistungen im Laufen nach Aufnahme des zusätzlichen Triathlontrainings?
Für mich habe ich folgende Antwort gefunden:
Erstens habe ich zwar mein Training im Laufen reduziert, aber auch speziell auf einen Halbmarathon ausgerichtet.
Meine vorherige Bestzeit bin ich im Rahmen einer Marathonvorbereitung gelaufen. Da lag der Fokus eben auf längeren, dafür aber zumeist etwas langsameren Einheiten.
Zweitens überwiegen anscheinend doch eher die vorher erwähnten positiven Effekte die Nachteile durch das Triathlontraining.
Drittens - und für mich am entscheidendsten war aber wohl der mentale Faktor.
In meinem Kopf war es "nur" ein Lauf.
Ich war für meine Verhältnisse recht entspannt, habe mich nicht unter Druck gesetzt.
Ich wusste ja selbst unterwegs nicht mal das ich auf Bestzeitenkurs war.
Dieses Gefühl muss ich unbedingt irgendwie auch auf für mich wirklich wichtige Wettkämpfe übertragen, egal ob im Triathlon oder Laufwettkämpfen.
Insofern war mein Ziel bei diesem Wettkampf den Fokus hauptsächlich auf die "Kopfarbeit" zu richten in mehrfacher Hinsicht erfolgreich.
Und Viertens - und das ist ein anscheinend nicht zu unterschätzender, aber wohl leider nicht planbarer Aspekt - ich hatte am Sonnstag einfach einen richtig guten Tag!
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