Trotz meiner Konzentration auf den Triathlon in diesem Jahr plane ich natürlich auch reine Laufwettkämpfe, hauptsächlich aus dem Training heraus als schnelle Tempoläufe.
Aber der Halbmarathon in Hannover hat durch die gleichzeitig ausgetragenen Deutschen Meisterschaften doch einen besonderen Stellenwert.
2015 sind wir mit unserer Mannschaft vom Hamburger Laufladen.eV in unserer Altersklasse in Husum Deutsche Meister geworden und ich hatte mir die Bronzemedaille gesichert.
Das wollen wir natürlich gerne wiederholen!
Also stellte ich mein Training etwas um (Hier schildere ich es etwas genauer) und mache mich am Sonntag zusammen mit meinen beiden Vereins- und Mannschaftskameradinnen auf den Weg.
In Hannover angekommen bin ich überrascht über die Größe der Veranstaltung!
Das mag naiv sein, aber da zeitgleich der Hannover Marathon stattfindet und die Deutsche Meisterschaft 2015 in Husum quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem Gewerbegebiet veranstaltet wurde, hatte ich mit den 8000 Teilnehmern, von denen alleine 1000 für die Meisterschaft gemeldet waren, nicht gerechnet.
Wenn ich schon vorher auf keine Einzelmedaille spekuliert habe, schreibe ich angesichts dieser Konkurrenz, der Bruttowertung und der leider wieder fehlenden Kennzeichnung der Altersklassen auf den Startnummern diese Hoffnung endgültig in den Wind.
Das stört mich aber überhaupt nicht, ich bin gleich viel entspannter und möchte einfach einen anständigen Lauf machen um möglichst eine gute Mannschaftwertung zu erreichen.
Der Start ist recht spät nach 11 Uhr und das Wetter für meinen Geschmack für Höchstleistungen schon fast zu warm, aber herrlich zum Laufen.
Dann also los, wir kommen ins Rollen und ich merke schon nach den ersten Kilometern das es ein guter Tag für mich ist.
Ich muss mich in der Tat bremsen, ein gutes Zeichen, denn wenn man am Anfang von 21 Kilometern schon Mühe hat das Tempo zu halten, wird es erfahrungsgemäß nicht wirklich besser!
Also schön langsam, entspannt rollen lassen, überholen lassen, NICHT hinterherlaufen.
Ich fange an zu genießen. Die Strecke ist flach, dabei recht schön und das Publikum ist wirklich zahlreich und enthusiastisch.
Besonders liebe ich die Trommeln, die können von mir aus an jeder Ecke stehen . . .
Als im Vorbeilaufen ein Kind zu seiner Mutter sagt: "die sind aber ganz schön schnell" denke ich bei mir das ich "uns" auch wirklich ganz schön schnell finde.
Die nächsten Kilometer sinniere ich darüber, wie unterschiedlich sich ein Tempo anfühlen kann.
Natürlich gibt es die objektive Maßeinheit.
Aber diese wird ja von jedem anders empfunden.
Was für mich schon ein richtig schnelles Wettkampftempo bedeutet, ist für einen Profiläufer gerade mal GA1.
Dafür hält es eine untrainierte Frau meines Alters wahrscheinlich keine 400 Meter durch. Außerdem ändert es sich ja auch individuell bei mir jeden Tag (und leider sogar innerhalb von Minuten).
So empfand ich meine jetzige Pace noch Anfang der Woche über 2000 Meter als total anstrengend und jetzt laufe ich sie bereits seit 10 Kilometern fast schon mühelos.
Ab Kilometer 12 ist dann leider allmählich Schluss mit lustig und ich muss erstmals darauf achten nicht langsamer zu werden. Das ist mir eigentlich zu früh, besser es flutscht so bis Kilometer 15, 16 oder später.
Jetzt kommt dann auch der mentale Tiefpunkt, es ist noch relativ weit, die Beine werden schwerer, mir ist warm, ich habe keine Lust mehr, also eben so das übliche Mimimi.
Ich leide also ein bisschen vor mich hin, werde auch etwas langsamer aber irgendwie klappt das mal mit der Autosuggestion.
Hey, es sind immerhin Meisterschaften, dir tut nichts wirklich weh, es gibt keinen wirklich triftigen Grund jetzt nachzulassen und du bist eindeutig nicht am Sterben.
Also reiß ich mich zusammen, rappel mich auf, such mir andere Läufer zum dranhängen, klatschte ein paar Kinder ab und zieh irgendwie wieder an.
Ich fange an zu überholen, und irgendwann sind es dann auch überschaubare Restkilometer.
Ich höre aber auf die Runden abzudrücken denn ich hatte Autolap nicht eingestellt und die Kilometerschilder fand ich entweder gar nicht oder sie divergieren völlig mit meiner Uhr.
So war ich nicht sicher ob ich noch in meiner Zielpace liege, aber diese kam mir sowieso sehr hoch vor, vor allem in Bezug auf die Endzeit.
Diese sollte nämlich noch eine Minute langsamer als meine PB sein was mich doch sehr erstaunte.
Ich konnte mich nämlich nicht mehr daran erinnern oder mir vorstellen das ich schon einmal so schnell auf einem Halbmarathon unterwegs gewesen war.
Nachgeguckt hatte ich es nicht mehr, ich wollte mich ja nicht unter Druck setzten . . .
So oder so, die letzten Kilometer kommen und gehen.
Es ist anstrengend aber ok und jetzt überhole ich definitiv.
Und zwar Meisterschaftsteilnehmer, erkennbar an den Startnummern hinten und nicht nur Staffelläufer und sonstige Teilnehmer die ich irgendwie nicht zuordnen kann.
Als ich dann noch ein paar Frauen erreiche, will ich mir jetzt auch keine Blöße mehr geben und laufe eindeutig schneller auf den letzten Kilometern ins Ziel als ich eigentlich will und für nötig befinde.
Die Uhr auf dem Zielbogen zeigt zu meiner Überraschung wirklich auf die Sekunde genau meine geplante Zielzeit an und das in Brutto. Nie hätte ich damit gerechnet!
Jetzt die Daumen drücken das auch meine beiden Mitstreiterinnen es bis ins Ziel schaffen.
Sabine kommt mit breitem Grinsen in persönlicher Bestzeit!
Jetzt fehlt nur noch eine, hier machen wir uns ein wenig Sorgen, ist sie doch aus Solidarität trotz Halsschmerzen und leichter Erkältung gestartet, aber auch sie kommt heil an.
Nun heißt es auf die Ergebnisse warten.
Als erstes kommen die Einzelzeiten.
Ich fass es nicht - ich habe tatsächlich den 2. Platz in meiner Altersklasse - bin also Deutsche Vizemeisterin im Halbmarathon!


Aber was ist mit der Mannschaft?
Bei der Siegerehrung erfahren wir es dann -
auch mit der Mannschaft hat es zu Silber gereicht, mit gerade mal 25 Sekunden Abstand zu den Dritten.
Soviel zum Thema ich hätte am Schluss auch langsamer laufen können!
Äußerst gut gelaunt zuhause angekommen will ich aber doch mal nachgucken was ich denn genau bei meiner letzten Bestzeit 2015 gelaufen bin.

Keine Ahnung wieso, mit Absicht auf gar keinen Fall.
Das ist mir jetzt zwar ein bisschen peinlich, habe ich doch bei Nachfragen immer eine falsche Zeit angegeben aber andererseits erklärt sich jetzt natürlich warum mir die Pace so schnell vorkam - ich habe meine TATSÄCHLICHE Bestzeit mal eben so "Ausversehen" um 55 Sekunden verbessert!!
Mein genaues Ergebnis: Klick
Als zusätzliches Schmankerl bin ich auch Zweite im Gesamtergebnis von immerhin 257 Starterinnen alleine in meiner Altersklasse.
Ja, ja die Babyboomer 😒
Wie ich mir das trotz meines Triathlontrainings erkläre versuche ich HIER zu erklären.
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